Digitaler Fortschritt: Begrenztes Vertrauen in europäische Regierungen

Digitaler Fortschritt: Begrenztes Vertrauen in europäische Regierungen
Digitaler Fortschritt: Begrenztes Vertrauen in europäische Regierungen

Der dritte und finale Teil der „Tech Divide“-Studien thematisiert die politische Dimension der Digitalisierung. Hier gibt es noch einiges Optimierungspotential.

Die Europäer haben nur begrenztes Vertrauen in nationale Regierungen, die Digitalisierung in ihren Ländern weiterzuentwickeln. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen internationalen Vergleichsstudie („The Tech Divide: Politik“) in 9 Ländern im Auftrag des Vodafone Instituts, umgesetzt durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos.

40 Prozent der befragten Menschen in Europa geben an, dass die Regierung den Willen besitzt, die Digitalisierung voranzutreiben. 34 Prozent glauben, dass sie dafür auch die Fähigkeiten besitzt. Die Zustimmungswerte in Deutschland (44 bzw. 37 Prozent) liegen leicht über dem europäischen Durchschnitt. In den USA (57 bzw. 59 Prozent) und Indien (82 bzw. 75 Prozent) ist das Vertrauen in die Politik diesbezüglich wesentlich höher. Auch bei den Kompetenzen bezüglich der Datensicherheit sehen vor allem die Menschen in Europa noch Potential. Nur 28 Prozent haben den Eindruck, dass ihre Regierung die Daten schützt. In Indien (57 Prozent) ist der Anteil wesentlich höher.

Drei politische Handlungsfelder sind den Deutschen besonders wichtig: Investitionen in Bildung (44 Prozent Zustimmung), Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur (41 Prozent) sowie die Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen (38 Prozent).

Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts, sagte: „Die Bundesbürger sehen die Chancen, aber auch die Herausforderungen der Digitalisierung für Deutschland. Dementsprechend hoch sind die Erwartungshaltungen an die Bundesregierung in die Zukunft zu investieren und die Spielregeln für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft zu definieren. Vor allem in der Kooperation von Staat und Privatwirtschaft sehen viele Menschen einen Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunftspolitik. Auch wenn Investitionen in Bildung, Infrastruktur und die mittelständische Wirtschaft sowie Datenschutz zentrale Handlungsfelder der Digitalen Agenda der Bundesregierung sind, scheint der digitale Fortschritt noch nicht bei allen Bürgern angekommen zu sein.“

Kooperationen zwischen Staat und Wirtschaft erwünscht

Um die digitalen Kompetenzen der Regierungen auszubauen, sprechen sich 57 Prozent der Deutschen für die Kooperation des Staates mit IT-Spezialisten bzw. Unternehmen aus. 24 Prozent sind in dieser Frage unentschieden, nur 10 Prozent sind dagegen.

Über die Hälfte aller Befragten gibt an, dass es im Zuge der Digitalisierung zu einer Machtkonzentration bei wenigen globalen IT-Firmen kommt. Dies wird vor allem in Indien (69 Prozent), Bulgarien (66 Prozent) und Deutschland (65 Prozent) so gesehen.

Trotz der Bedenken bezüglich der Kompetenzen des Staates sehen die Menschen länderübergreifend Regierungen immer noch als wichtigste Instanz für die Wahrung ethischer Prinzipien. Unethisches Verhaltens soll auch im digitalen Zeitalter vor allem durch den Staat sanktioniert werden. Dafür sprechen sich länderübergreifend 57 Prozent aller Befragten aus. Technologieunternehmen sieht diesbezüglich nur eine Minderheit (17 Prozent) in der Verantwortung. Allerdings stimmen nur 31 Prozent der Aussage zu, dass die Regierung ihres Landes ihre Daten schützt.

Diskrepanz zwischen Europa und Asien

„The Tech Divide: Politik” ist der dritte Teil der Technologieakzeptanz-Studien. Bereits erschienen sind in den vergangenen Monaten „Menschen und Gesellschaft“ und „Industrie und Arbeit“. Hintergrund ist die wahrgenommene Diskrepanz zwischen Europa und den USA bzw. China bei der Akzeptanz neuer Technologien.  Die Studien untersuchen, ob diese Unterschiede auch mit der tatsächlichen Einstellung repräsentativer Teile der Bevölkerung korrelieren. Hierfür wurden insgesamt über 9.000 Menschen in 9 Ländern per Online-Umfrage befragt.

Die Studien werden u.a. beim Digitising Europe Summit „The Future of Made in Europe“ am 19. Februar in Berlin thematisiert. Dieser dient als Plattform für Debatten und den Austausch hochrangiger Vertreter aus Wirtschaft und Politik für eine EU-Vision für das digitale Zeitalter. Die Keynote hält Bundeskanzlerin Angela Merkel. Weitere Speaker sind u.a. Philippe Donnet (Generali), Thomas Enders (Airbus) und Alex Karp (Palantir).

Die Debatten des Summits sowie die sich verändernden Wechselwirkungen zwischen Politik und Journalismus im digitalen Zeitalter werden am 27. Februar Thema beim „Mediensalon“ im Vodafone Institut sein.

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