Zukunft Kreislaufwirtschaft: Die Rolle des digitalen Informationsaustauschs

Zukunft Kreislaufwirtschaft: Die Rolle des digitalen Informationsaustauschs

Der Informationstransfer ist für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung, wie ein kürzlich veröffentlichtes Papier des European Policy Center zeigt.

Der Europäische Green Deal und die Diskussionen über die Bewältigung der Coronavirus-Krise bestärken die Erkenntnis, dass Europa eine Twin Transition braucht: eine grüne und eine digitale Transformation, die nur  gemeinsam Wirtschaft und Gesellschaft zum Besseren verändern könnte. Zu oft werden diese zwei Themen – grün und digital – getrennt voneinander behandelt, dabei könnte eine Verknüpfung zahlreiche Vorteile mit sich bringen.

Das European Policy Center hat ein neues Paper veröffentlicht, das veranschaulicht, was diese Twin Transition in der Praxis bedeuten könnte. Dabei wird unter anderem die Rolle der Digitalisierung herausgestellt und gezeigt, wie diese, helfen kann den für die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) notwendigen Informationsaustausch zu gestalten.

Die Unumgänglichkeit zu handeln ist offensichtlich: Die Kreislaufwirtschaft ist von entscheidender Bedeutung für die Senkung der Treibhausgasemissionen, die Vermeidung der Umweltverschmutzung, die Verringerung des Ressourcenverbrauchs und die Minimierung von Abfällen in Europa und auf der ganzen Welt. Indem der Wert von Waren erhalten bleibt (z. B. durch die Entwicklung langlebiger Produkte und durch Reparatur und Recycling), kann die EU-Wirtschaft wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger werden.

Gleichzeitig birgt die fortschreitende digitale Transformation das Potenzial, eine der größten Herausforderungen für eine Kreislaufwirtschaft anzugehen: den mangelnden Informationsaustausch über Wertschöpfungsketten hinweg.  Schon heute erleichtern Online-Plattformen, Datenbanken, Apps, Sensoren und vernetzte Maschinen den Austausch von Daten und Informationen zum Nutzen einer Kreislaufwirtschaft.

Dennoch wird der Informationsaustausch weiterhin durch datenschutzrechtliche Bedenken sowie das Fehlen gemeinsamer Datenstandards behindert. In der Praxis sind die politischen und finanziellen Anreize für Unternehmen, einen digitalen Informationstransfer für die Kreislaufwirtschaft einzuführen, immer noch begrenzt. Moderne Lieferketten sind oft länderübergreifend und komplex und nicht alle Akteur:innen haben ähnliche Interessen, wenn es um die gemeinsame Nutzung von Daten und Informationen geht.

Der politische Rahmen ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass entsprechende Regeln für den Umgang mit Daten und digitalen Tools entwickelt werden. Die Nutzung der Digitalisierung von Daten und digitalen Lösungen zur Verbesserung des Informationstransfers zugunsten einer Kreislaufwirtschaft ist ein perfektes Beispiel dafür, wie der digitale Wandel den grünen Wandel unterstützen kann und wie dies zur Zielsetzung des Green Deals beitragen kann. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, hat der EPC auf Grundlage einer Reihe von Workshops und weiterer Ergebnisse aus der Forschung eine Reihe von Empfehlungen formuliert:

  • Die EU muss bis 2030 ein digitales Informationssystem für eine Kreislaufwirtschaft einrichten, das den Austausch von Informationen ermöglicht, die für die Verbesserung der Kreislaufwirtschaft in den Wertschöpfungsketten notwendig sind, wie z. B. die bessere Gestaltung, Wiederverwendung, Reparatur und das Recycling von Produkten. Sie sollte den Weg für den Aufbau eines globalen digitalen Informationssystems für die Kreislaufwirtschaft bis 2040 weisen.
  • Die EU muss einen gemeinsamen europäischen Datenraum (bzw. gemeinsame Datenräume) schaffen, einen Governance-Rahmen, der einen effektiven Informationstransfer für die Kreislaufwirtschaft ermöglicht. Die EU muss zusammen mit der Industrie, den Mitgliedsstaaten, der Zivilgesellschaft und anderen relevanten Akteur:innen einen funktionalen gemeinsamen europäischen Datenraum entwickeln. Der gemeinsame Datenraum sollte auf allen relevanten bestehenden Datensätzen aufbauen und muss auf die verschiedenen Wertschöpfungsketten zugeschnitten sein, insbesondere auf die Bereiche Elektronik, Automobil, Textilien, Kunststoffverpackungen und Chemikalien.
  • Die EU muss Regeln für die Verwendung von digitalen Produktpässen (DPP) aufstellen. Diese Regeln sollten auf den derzeitigen Bemühungen der EU zur Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Raums aufbauen und weiter spezifizieren, welche Daten für welche Produktkategorien wie über DPPs verfügbar gemacht werden sollten. Einen Einstieg könnte die Entwicklung freiwilliger Standards für digitale Produktpässe schaffen mit einer anschließender Prüfung, ob und wann verbindliche Vorschriften erforderlich sind.
  • Die EU sollte ihre wirtschaftlichen und finanziellen Instrumente nutzen, um den digitalen Informationstransfer in zirkulären Wertschöpfungsketten zu verbessern. Der mehrjährige Finanzrahmen und die Fazilität für Konjunkturbelebung und Widerstandsfähigkeit sollten genutzt werden, um in die Entwicklung von digitalen Werkzeugen (z. B. Blockchain, IoT), Infrastruktur und Fähigkeiten zu investieren, die für den digitalen Informationstransfer für eine Kreislaufwirtschaft erforderlich sind. Bei der Weiterentwicklung der Agenda für nachhaltige Finanzen sollte die EU prüfen, wie ihre Vorschriften dazu beitragen können, private Investitionen in den digitalen Informationstransfer für CE zu lenken.
  • Die EU muss bei der Entwicklung von Regeln und Standards für die Nutzung von Daten und digitalen Werkzeugen zur Unterstützung des Informationstransfers für CE weltweit führend sein. Dies erfordert die Zusammenarbeit mit internationalen Partner:innen bei der Entwicklung der notwendigen Regeln. Darüber hinaus sollte die EU mit Blick auf die Zukunft die Einführung von Mindestanforderungen an die CE-Transparenz für Produkte in Erwägung ziehen, die auf ihren Binnenmarkt gelangen und von digitalen Werkzeugen für den Informationstransfer profitieren könnten.

Das ganze Paper zum Download finden Sie hier.