Stärkung von Frauen und Mädchen in Zeiten von COVID-19
Neun Start-ups absolvieren die erste virtuelle Ausgabe des Accelerator-Programms des Vodafone Instituts für Female Empowerment.
Viele Untersuchungen zeigen, dass die COVID-19 Pandemie vor allem auf Frauen enorme Auswirkungen hat, wie u.a. die Zunahme an häuslicher Gewalt zeigt: so berichtete Frankreich über einen Anstieg der gemeldeten Fälle um 30% innerhalb der ersten Woche nach dem Lockdown. Zudem sind Frauenarbeitsplätze schätzungsweise 1,8-mal anfälliger für die COVID-19-Krise als Männerarbeitsplätze, Frauen in technischen Berufen berichten fast 1,5-mal häufiger als Männer, dass sie aufgrund von COVID-19 eine größere Kinderbetreuungslast spüren (72% gegenüber 53%). Genau aus diesem Grund beschloss das Vodafone Institut die Durchführung von F-LANE mit einer ersten virtuellen Ausgabe – mit großer Wirkung: Das diesjährige Programm hatte eine noch größere regionale Reichweite und eine größere Vielfalt der teilnehmenden Social-Start-ups, die sich alle für die Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit einsetzen.
Von Apps zur Beratung bei häuslicher Gewalt, sicheren Fahrgemeinschaften für Frauen bis hin zu Online-Plattformen zur weiblichen Gesundheit – die Gründerinnen, die an F-LANE teilnehmen, setzen sich mit den Themen auseinander, die das Leben von Frauen weltweit betreffen und verbinden dabei Unternehmertum mit sozialer und gesellschaftlicher Wirkung. Die Teilnehmenden schätzen vor allem die Flexibilität und die hohe Qualität des Programms, wie Inas Ismail, Gründerin von Autsera (Großbritannien), beschreibt: „Ich habe schon an mehreren Accelerators teilgenommen – das Herausragende an F-LANE ist, wie viel Wert das Programm für die Start-ups bietet, obwohl es dieses Jahr völlig virtuell stattfindet.“
Die Start-ups erhielten ein virtuelles Trainingsprogramm, maßgeschneiderte Unterstützung durch persönliche Mentoren, Networking und Zugang zu einem Investorennetzwerk. So Sofie Blakstad, Gründerin von hiveonline (mit Sitz in Schweden, Dänemark und Ruanda): „F-LANE war der Accelerator mit dem größten Nutzen, an dem wir bisher teilgenommen haben. Was für mich bei F-LANE heraussticht, waren die fantastischen Mentoren, mit denen wir vernetzt wurden. Sie haben den Markt, in dem wir tätig sind, unser Geschäftsmodell und die Herausforderungen, vor denen wir stehen, bestens verstanden.
Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts, beschreibt die Herausforderungen von Gründerinnen: „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, wie enorm die Unterrepräsentierung von Gründerinnen im Technologiesektor weltweit und ihr mangelnder Zugang zu Risikokapital ist. Nur 2,8% des weltweit investierten Risikokapitals geht an von Frauen geführte Unternehmen“ (Quelle: der Bericht von Atomico zum Stand der europäischen Technologie 2019). Mit dem Abschluss von F-LANE sind die Gründerinnen bereit, den nächsten Schritt in ihrem Unternehmen zu gehen und ihre Produkte und Dienstleistungen einem noch breiteren Publikum anzubieten.
Hintergrund-Informationen
F-LANE ist Europas erstes soziales Förderprogramm, das Start-ups unterstützt, die Technologie zur Stärkung von Frauen einsetzen. Das Programm wird vom Vodafone Institut initiiert und finanziert und in diesem Jahr von Yunus Social Business, der Organisation des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus, durchgeführt. Weitere Kooperationspartner sind die Social Entrepreneurship Akademie, Impact Hub Berlin und WLOUNGE.
F-LANE Teams 2020
Brasilien, gegründet 2016 von Renata Albertim
Mete a Colher unterstützt brasilianische Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind. Unternehmen können ihren Mitarbeiterinnen mit einer eigens entwickelten Plattform Zugang zu Beratungsangeboten und professioneller Unterstützung anbieten. In anonymen Chats können sich Frauen mit einem Sozialarbeiter und Psychologen austauschen. Die ausgebildeten Experten begleiten die Opfer auch nach dem Chat und überwachen die Entwicklung des Falls.
Pakistan, gegründet 2015 von Hira Batool Rizvi
Belästigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln sind für pakistanische Frauen an der Tagesordnung. Das Team von SheKab hat deshalb eine Fahrgemeinschafts-App speziell für berufstätige Frauen in Pakistan entwickelt. Der Abo-Service soll ihnen eine sichere, zuverlässige und bezahlbare Möglichkeit bieten, sich frei zu bewegen. Zugleich sichert der Service den geschulten Fahrern ein stabiles monatliches Einkommen.
Vereinigtes Königreich, gegründet 2019 von Inas Ismail und Omar Massoud
Das britische Start-up Autsera nutzt Virtual-Reality-Technologie für das Training autistischer Kinder, die mit sozialen und kommunikativen Hürden zu kämpfen haben. Bei virtuellen Erlebnissen lernen sie Verhaltens- und Kommunikationsweisen, um sich im realen Leben leichter in Gruppen integrieren zu können und unabhängiger zu werden. Das VR-Tool soll Pädagogen, Betreuer und Familien entlasten – insbesondere Mütter, die meist die größte Verantwortung in der Erziehung und Betreuung tragen.
Vereinigte Arabische Emirate, gegründet 2017 von Sophie Smith und Saba Alzabin
Das Start-up Nabta Health aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kombiniert digitale und traditionelle Methoden, um die Erkennung und Behandlung von nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs) bei Frauen zu verbessern. Derzeit fokussiert sich das Team auf die Identifizierung und Therapie des polyzystischen Ovarialsyndroms, einer hormonellen Störung, die für 70 Prozent aller Fruchtbarkeitsprobleme bei Frauen verantwortlich ist. Neben Tools für die Überwachung der Fruchtbarkeitsphasen, Testanwendungen für zuhause und virtuellen Konsultationen gehört eine Machine-Learning-Assistentin namens Ava zum digitalen Gesundheitsservice.
Uganda, gegründet 2019 von Sarah Atuhaire Baryaija
Mit der Plattform Zoora richtet sich das gleichnamige Start-up aus Uganda an Mitglieder der internationalen Village Savings and Loan Association (VSLA) und bietet Frauen eine Möglichkeit, sich durch Schulungen und den Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln eine Lebensgrundlage aufzubauen. Über Zoora können sie zum Beispiel lernen, wie sie Mobiltelefone für ihre Ziele nutzen. Die digitalen Kompetenzen sind Voraussetzung, um Kredite zu erhalten und eine Basis für ihren Lebensunterhalt zu schaffen.
Kenia, gegründet 2015 von Rocio Perez Ochoa und David Disch
Das Finanz- und Vertriebsunternehmen Bidhaa Sasa aus Kenia liefert verschiedene Haushaltswaren bis an die Haustür, um die Lebensqualität von Familien auf dem Land zu verbessern. Damit energieeffiziente Produkte wie Solarlampen, Öfen und Wassertanks für sie erschwinglich werden, hat Bidhaa Sasa ein Kreditsystem entwickelt, das auf Gruppenhaftung basiert. Frauen können sich zu lokalen Netzwerken zusammenschließen und die benötigten Waren in Raten bezahlen.
Chile, gegründet 2018 von Cristina Muñoz und María Belén Muñoz
Hinter ProyectoMoms steckt eine Online-Plattform und Community für berufstätige Mütter, die sich nicht zwischen Familie und Karriere entscheiden möchten. Das Start-up aus Chile hilft Unternehmen dabei, eine flexible Arbeitskultur und Beschäftigungsmöglichkeit für Frauen zu schaffen. Ein Algorithmus findet in Sekundenschnelle weibliche Talente für jede Position und vereinfacht es Personalmanagern, die passende Bewerberin einzustellen.
Schweden, Dänemark, Ruanda, gegründet 2017 von Sofie Blakstad und Matthew Mims
Ein Gründerteam aus Schweden, Dänemark und Ruanda hat mit Hive Online eine Community-Plattform entwickelt, die finanziell benachteiligten Unternehmerinnen in ländlichen Regionen Afrikas Zugang zu Krediten und neuen Märkten ermöglicht. Die Plattform schafft mit Blockchain-Technologie eine Vertrauensbasis für Unternehmen, NGOs, Händler und Finanzinstitute, um eine Alternative zu exorbitanten Preisen lokaler Kreditgeber zu bieten.
Vereinigtes Königreich, gegründet 2018 von Natasha Buchler und Annie Rudnick
Akojo Market ist eine E-Commerce-Plattform aus Großbritannien, die Gründerinnen hilft, ihre Produkte bekannter und zu einer sicheren Einkommensquelle zu machen. Der digitale Marktplatz fokussiert sich auf unabhängige Marken mit nachhaltigen und ethisch fairen Herstellungsprozessen. Akojo Market stellt zum Beispiel Ressourcen und Anleitungen bereit, die Frauen helfen, ihr Geschäft auszubauen oder ihre Arbeitsbedingungen und finanzielle Rentabilität zu verbessern.
Weitere Informationen sind hier zu finden:
www.facebook.com/flaneaccelerator/
www.instagram.com/flaneaccelerator/
www.linkedin.com/company/f-lane-accelerator-for-female-empowerment
Kooperationspartner des Vodafone Instituts:
Social Entrepreneurship Akademie