Tiny Farms – Ökologischer Anbau durch digitale Vernetzung

Tiny Farms – Ökologischer Anbau durch digitale Vernetzung

„Die Nachfrage nach Biolebensmitteln wächst. Das regionale Angebot für eine Stadt wie Berlin ist dennoch gering. Durch die Gründung vieler Tiny Farms erweitern wir die ökologische Flächennutzung und damit auch das Angebot.“ – Tiny Farms

Die Gründer von Tiny Farms: Tobias Leiber (links) und Jabob Fels (rechts). (Foto: Jule Frommelt)

Im Rahmen der Farm-Food-Climate Challenge sucht ProjectTogether Lösungen für eine klimapositive Landwirtschaft und Ernährung. Tiny Farms will einen dieser Lösungsansätze bieten: Die hauseigene Software „growlist“ vernetzt Minifarmen ab einer Größe von 0,5 Hektar miteinander. Durch die Koordination untereinander entsteht dann eine Art virtueller Großbetrieb, der im Gegensatz zu realen landwirtschaftlichen Großbetrieben flächeneffizienter und bodenschonender arbeiten kann. Das Anfang 2020 gegründete Unternehmen verfolgt mit seinem Ansatz das Ziel, durch breite gesellschaftliche Beteiligung die zukünftig steigende Nachfrage nach ökologisch und besonders regional produzierten Lebensmitteln zu stillen.

Digitale Kooperation für ökologische Produktion

Der digitale Zusammenschluss von mehreren Tiny Farmer:innen bietet hierbei gleich mehrere Vorteile. Kleinere Felder können mit minimalem Einsatz landwirtschaftlicher Geräte bewirtschaftet werden, wodurch zuallererst der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert wird. Böden und Ressourcen werden somit weniger beansprucht. Da durch einen regionalen Anbau auch Lieferketten und Transportwege gekürzt werden, schont die Produktion das Klima gleich in doppelter Hinsicht.

Da jeder Tiny Farmer als eigenständiger Betrieb agieren kann, wird Bio-Gemüse in einer größeren Vielfalt produziert. Zugleich können sich die Farmer:innen jedoch über das Tiny Farms Netzwerk absprechen und sowohl Anbau als auch Ernte gemeinsam planen. Mit der gemeinsamen und dezentralen Produktion soll die Nachfrage nach Biolebensmitteln, insbesondere von Großstädten, gedeckt werden.

Das Team von Tiny Farms (Foto: Tiny Farms)

Der Bedarf für die Produkte von Tiny Farms scheint definitiv gegeben zu sein. Denn das Interesse an Biolebensmitteln ist in den letzten Jahren bereits deutlich gewachsen. Einer aktuellen Umfrage zufolge ist der Anteil der Deutschen, die mehr Bio- als konventionelle Lebensmittel kaufen, um 10 Prozent gestiegen: von 14 Prozent im Jahr 2017 auf 24 Prozent im Jahr 2020. Ferner hat sich der Anteil an Menschen, die gar keine Bioprodukte konsumieren, fast halbiert (PwC).

Ein elementarer Bestandteil der Tiny Farms Strategie besteht darin, dass der Einstieg für angehende Farmer:innen möglichst niedrigschwellig gestaltet ist. Die Tiny Farms Academy unterstützt und begleitet Quereinsteiger:innen ohne weitere Vorerfahrungen in ihren ersten Schritten mit dem notwendigen Know-How – von Themen wie Anbauplanung über Beetstruktur bis hin zu Erntezeiten. Zudem wird ihnen von Tiny Farms eine geeignete landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung gestellt, sollten sie selbst keine besitzen. Das im März 2021 gestartete Pioneers Programm für Tiny Farmer:innen in spe bringt das Start-Up ihrer Vision, eine zentrale Rolle in der Versorgung von Städten mit regionalen Bioprodukten zu spielen, einen entscheidenden Schritt näher.


Über die Farm-Food-Climate Challenge

Die Farm-Food-Climate Challenge hat im Zeichen des European Green Deals 100+ Lösungsansätze für klimapositive Landwirtschaft und Ernährung gesucht. Für die Challenge greifen das Team und die Partner:innen von ProjectTogether auf die Erfahrungen und Netzwerke aus dem erfolgreichen #WirVsVirus-Hackathon zurück. An dem weltweit größten Hackathon nahmen innerhalb von 48 Stunden rund 28.000 Personen teil und arbeiteten gemeinsam an über 1.500 Lösungen Herausforderungen unserer Zeit. Über 150 Projekte machten sich im Anschluss auf den Weg in die Umsetzung.

Ähnlich bietet auch die Farm-Food-Climate Challenge eine Plattform für innovative Initiativen aus der Gesellschaft, die eine nachhaltige Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrar- und Ernährungssektors schaffen wollen. Gestalter:innen der ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Welt von morgen waren aufgefordert, ihre Ideen und Lösungsansätze bis Ende Juli 2020 einzureichen. Zusammen mit Fachexpert:innen und Partner:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft wurden daraufhin neun Monate lang Ideen in der Praxis getestet und validiert. Wie auch der #WirVsVirus-Hackathon wird die Challenge vom Vodafone Institut unterstützt.