„Es ist einfacher, den Klimawandel zu stoppen, als den Mars zu kolonisieren“

„Es ist einfacher, den Klimawandel zu stoppen, als den Mars zu kolonisieren“

Unsere Zukunft hängt von der Zukunft der Wissenschaft ab: Bei "AI&I" fordert Lord Martin Rees, dass wir Technologie endlich wirklich verstehen.

Die Dialogreihe „AI&I“ im Vodafone Institut Berlin widmet sich in mehreren Diskussionen den Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz. Am 22. November sprach Ehrengast Lord Martin Rees, Astrophysiker und Mitglied der Royal Society über die Aussichten der Menschheit im Universum. Er plädiert dafür, das Potenzial von KI für die Zukunft der Menschheit zu nutzen.

Dr. Dr. Görlach, Inger Paus, Lord Rees (v.l.) (Foto: Philip Külker/Vodafone Institut)

Die Menschheit hat einen kritischen Punkt erreicht, an dem sie sich fragen muss, wie sie das enorme Potenzial neuer Technologien nutzen kann, ohne die Kontrolle über mögliche Risiken zu verlieren. Lord Rees sieht die Antwort auf Biotechnologie, Robotik und künstliche Intelligenz in einem neuen Denken: Wir müssen unsere Gefühle hintenanstellen und stattdessen rational, langfristig, global und zielorientiert in die Zukunft blicken.

Der Klimawandel, sich verändernde politische und gesellschaftliche Systeme und die Digitalisierung von nahezu allen Lebensbereichen sind relativ neue Prozesse in der allgemeinen Wahrnehmung. Künstliche Intelligenz wird von vielen als negative Folge des technischen Fortschritts wahrgenommen. Doch Lord Rees betrachtet sie als eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Überleben der Menschheit. Nur wenn wir die Möglichkeiten der Technologie ausschöpfen und dabei die Risiken minimieren, werden wir sie clever zu unseren Gunsten einsetzen können.

„Wir sollten uns auf die Probleme konzentrieren, die wir selbst verursacht haben“ (Foto: Philip Külker/Vodafone Institut)

Darüber sprach Lord Rees am Abend in den Räumen des Vodafone Instituts vor 60 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, anlässlich der dritten Ausgabe der Dialogreihe „AI&I“. Zunächst erläuterte er, angelehnt an sein Buch „On the Future: Prospects for Humanity“, dass neue Technologien selbst Probleme, die unserer Gesellschaft groß erscheinen, lösen könnten, wenn wir sie nur zu nutzen wissen. So nannte Rees neue Technologien ein Mittel gegen den Klimawandel, bei dem die Natur durch weniger Schadstoffbelastung und der Mensch durch neue wissenschaftliche Erfahrungen nur gewinnen könnten.

Dennoch dämpfte er die oft aus der Fiktion stammenden Vorstellung von der hochtechnologischen Zukunft: Künstliche Intelligenz sei der Intelligenz des Menschen manchmal überlegen, aber so stark auf Routine und Muster angewiesen, dass die Nachahmung eines Menschen und seiner emotionalen Unberechenbarkeit nicht so kommen wird. Ebenso bezweifelte er die Kolonisierung des Mars, weil es keinen guten Grund gibt, diesen quasi unbewohnbaren Planeten zu bevölkern. Zudem sollten sich die Menschen lieber auf die Lösung der Probleme durch neue Technologien konzentrieren, die sie auf der selbst verursacht haben: „Es ist einfacher, den Klimawandel zu stoppen, als den Mars zu kolonisieren.“

„Es ist irrsinnig, Massenmigration auf andere Planeten zu erwarten“ (Foto: Philip Külker/Vodafone Institut)

Danach diskutierten er und Professor Alexander Görlach, wie digital die Politik werden muss. Rees prophezeite große Reibung zwischen den Themen Privatheit und Freiheit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite, da immer bessere Sicherheitstechnologie die Überwachung der Bürger ausweiten würde. Eine weitere gesellschaftliche Beobachtung machte er im Bezug zur Automatisierung in der Arbeitswelt: Wenn es Roboter gibt, die die Arbeit vieler Menschen ersetzt, muss der Reichtum in der Gesellschaft umverteilt werden, so dass alle ohne Job von dem Geld profitieren können, das Maschinen verdienen. Zudem betonte er, dass nicht alle Berufe von Automatisierung bedroht sind, da vor allem handwerkliche Tätigkeiten bei Hand ausgeführt werden müssen und die Wissenschaft von Robotern, die verlässlich und eigenständig menschliche Bewegung nachahmen können, noch entfernt ist.

 

Die ganze Veranstaltung können Sie hier auch nochmal ansehen:

https://www.facebook.com/VodafoneInstitute/

(Foto: Philip Külker/Vodafone Institut)

 

 

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