Die Rolle der Daten im Kampf gegen die Pandemie
In einem Webinar des Vodafone Instituts diskutierten Emmanuel Letouzé und Nuria Oliver, Autoren von "Using Data to Fight COVID-19 - And Build Back Better", mit Kenneth Cukier.
In Zusammenarbeit mit der Data-Pop Alliance veröffentlichte das Vodafone Institut das Policy Paper „Using Data to Fight COVID-19 – And Build Back Better“, das untersucht, wie digitale Technologien und Daten zur weltweiten Bekämpfung des Coronavirus eingesetzt wurden. Die Autoren, Emmanuel Letouzé, Direktor der Data-Pop Alliance, und Nuria Oliver, Chief Scientific Adviser des Vodafone Instituts, wurden von Kenneth Cukier im Webinar begleitet, einem Wirtschafts- und Technologiejournalisten, der vor allem durch seine Arbeit bei The Economist und durch sein Bestseller-Buch Big Data: A Revolution that Will Transform How We Work, Live and Think bekannt ist.
Nach einer Einführung durch Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts, erklärt Letouzé, wie Oliver und er die Idee für das Papier entwickelten. Er beschreibt, wie die Pandemie ziemlich deutlich globale Verwerfungslinien offenlegte, wie zum Beispiel zunehmende Ungleichheit, Rassismus oder häusliche Gewalt. Sie warf viele ernste Fragen und Bedenken auf, darunter auch die Bedrohung der Demokratie auf der ganzen Welt. Man könnte zum Beispiel beobachten, wie in Gegenden mit einem höheren Durchschnittseinkommen die Mobilität schneller und früher abnimmt als in einkommensschwachen Vierteln – eine Ungerechtigkeit, die diese Verwerfungslinien widerspiegelt und verstärkt. Daten helfen uns, solche Mechanismen zu verstehen und geben uns die Mittel, dies zu ändern.
Wie digitale Technologien dabei helfen, die Pandemie zu verstehen

Anschließend erläutert Letouzé, wie digitale Technologien in vielerlei Hinsicht hilfreich sind und zu den entscheidenden Faktoren im Kampf gegen die Pandemie gehören können. Der erste Schritt ist die Folgenabschätzung, d. h. wie die Technologie helfen kann, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Digitale Technologien ermöglichten, Heimunterricht oder Telearbeit zu fördern, aber auch die Mobilitätsmuster der Menschen zu verstehen. Daten können aber auch weiter genutzt werden, um zukünftige Entwicklungen der Pandemie vorherzusagen, ihre Haupttreiber zu identifizieren oder zu helfen, ein Situationsbewusstsein zu schaffen, indem wir die Möglichkeit haben, Umfragedaten darüber zu sammeln, wie die Menschen über die Einschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen denken. Die Autoren betonen jedoch, dass die Pandemie die Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen schnellem staatlichen Handeln und digitalen Rechten aufzeigt.
Abschließend stellt Oliver sechs wichtige Empfehlungen vor, wie man COVID-19 bekämpfen und eine gerechtere Zukunft nach Corona sicherstellen kann. Neben dem Einsatz von Daten und Technologien, die für den jeweiligen Zweck geeignet sind, und der Förderung von Datenkompetenz, betont sie, dass der Mensch immer im Mittelpunkt stehen muss. Außerdem müssen Regierungen mutig sein, entschlossen denken und handeln und die Regulierung als Enabler betrachten, um die richtigen Anreize zu setzen.
Die Pandemie als ein Test für die Gesellschaft
Kenneth Cukier, selbst Datenexperte, beglückwünscht anschließend die Autoren zu dem Bericht und betont, wie wichtig diese Art von Arbeit ist, um die aktuelle Situation zu verstehen. Seine allgemeine Beobachtung ist, dass COVID-19 uns die Möglichkeit gibt, zu beurteilen, wie wir als Gesellschaft in Zeiten von Krisen und Stress abschneiden. Leider sei der öffentliche Sektor bei diesem Test durchgefallen, während die Bürger:innen sehr gegensätzliches Verhalten zeigten, von resignierten bis hin zu sehr inspirierenden Reaktionen. Er erklärt, wie Regierungen auf der ganzen Welt Zugang zu vielen verschiedenen Technologien hatten, die dabei hätten helfen können, das Virus einzudämmen, bevor es sich ausbreitet, sich aber entschieden, sie nicht einzusetzen.
Das Hauptproblem, das nicht in den Daten liegt, ist laut Cukier jedoch das mangelnde Vertrauen der Menschen in Institutionen. Hier muss die meiste Arbeit geleistet werden, um dieses Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, nicht nur um die aktuelle Krise zu bewältigen, sondern auch die kommenden globalen Probleme des 21. Jahrhunderts wie den Klimawandel.
Oliver, die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Regierungen hat, argumentiert, dass der öffentliche Sektor Zeit braucht, um sich wieder aufzubauen. Sie sieht ein riesiges Potenzial, auch wenn es eine Menge Risikoaversion und eine breite Palette von Interessengruppen zu befriedigen gibt. Aber die Regierungen haben gezeigt, dass sie bereit sind, mit Datenwissenschaftler:innen zusammenzuarbeiten und mehr digitale Kompetenz zu erlangen. Das ist eine Wirkung, die hoffentlich auch nach der Pandemie anhalten wird.
Hier geht es zu der Präsentation des Webinars