Good on You zeigt, wie man korrekt & modisch shoppen kann

Good on You zeigt, wie man korrekt & modisch shoppen kann

Ethisch und trendig Mode kaufen? F-LANE-Finalist Good on You zeigt per App, wie fair, umweltbewusst und tierfreundlich Modemarken wirklich sind. Korrekt shoppen leicht gemacht!

Die Mode-App Good on You ermöglicht ihren Nutzern, ethischer einzukaufen. Die Konsumenten können gezielt nach bestimmten Marken suchen und die App hilft ihnen auch herauszufinden, welche Labels zu ihren persönlichen Werten passen. Basierend auf Ratings, z. B. in Bezug auf Arbeits-, Umwelt- und Tierschutz der jeweiligen Marke, kann jeder Shopper genau solche Marken finden, die einem nachhaltigen und fairen Geschäfts-Credo folgen.

Wir stellen euch heute Sandra Capponi, Mitgründerin von Good on You, vor. Gemeinsam mit ihrem Co-Founder Gordon Renouf hat sie sich aufgemacht, Verbrauchern dabei zu helfen, ethischer einzukaufen und gleichzeitig die Modemarken dazu zu bewegen, nachhaltiger undfairer zu agieren. Nach dem Start als Crowdfunding-Projekt erkannten die beiden Gründer, dass ihre Vision sehr viel Unterstützung von Menschen auf der ganzen Welt erhält und lancierten ihre App im November 2015 mit über 1.000 Modemarken. Für Sandra hat die Gründung eines Unternehmens nach einer Karriere in der Unternehmenswelt einen großen Einfluss auf ihr Leben gehabt. Mit ihrer Arbeit will sie eine bessere Welten erschaffen.

Sandra Capponi & Gordon Renouf (Credit: Vodafone Institute)

Wenn du dich selbst in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Sandra: Leidenschaftlich, ausdauernd und lebenslustig.

Du bist wahrscheinlich eine der wenigen, wenn nicht die erste Person, die diese Frage mit genau drei Worten beantwortet hat. Wunderbar! Wie kamst du auf die Idee für Good on You? Gab es einen bestimmten Moment, als du wusstest, dass du dieses Projekt in ein Unternehmen verwandeln möchtest?

Sandra: Ich hatte wirklich großes Glück, jemanden zu treffen, der bereits mit der Idee von Good on You experimentiert hat. Bei mir hat das Konzept sofort volle Begeisterung hervorgerufen. Hauptsächlich weil es etwas ist, das ich glaubte, in meinem Leben zu brauchen.  Und die ganze Vision, der Sinn und Zweck von Good on You waren eng an die Dinge geknüpft, die mir wichtig sind.

Ich gehe noch einen Schritt weiter zurück. Damals habe ich im Bereich Corporate Social Responsibiliy (CSR) auf Unternehmensseite gearbeitet und mit meiner Arbeit versucht, Unternehmen in ihrer Arbeitsweise dazu zu bewegen, nachhaltiger und sozialbewusster zu agieren. Und während ich dabei sehr erfolgreich war und immer dachte, ich könnte so einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, begann ich langsam, meinen Fokus auf meinen persönlichen Einfluss zu verlagern. Ich dachte viel über die Bedeutung und den Einfluss von Individuen, nicht nur der Unternehmen, nach und was getan werden muss, um unser aller Verhalten zu ändern, um die Welt zu erschaffen, in der wir alle leben wollen. Und als ich darüber nachdachte, welchen Beitrag ich selbst leisten wollte – mir ging es vor allem darum, aus dem Wirtschaftssektor herauszukommen und mehr darauf hinzuwirken, die Macht des Einzelnen zu nutzen, um Veränderungen herbeizuführen – da stieß ich auf Good on You.  Es war ein Augenblick, in dem es plötzlich Klick machte und ich wusste:  Das ist es! Das ist genau das, was ich brauche, was ich als Einzelperson dazu beitragen kann, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Wie haben du und dein Co-Founder angefangen, die Firma aufzubauen?

Sandra Capponi & Gordon Renouf (Credit: Vodafone Institute)

Sandra: Glücklicherweise hatte Gordon, mein Mitgründer, bereits ein Team aufgebaut und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne umgesetzt. Genau diese Kampagne hat gezeigt, dass viele Leute in Australien, wo wir angefangen haben, auch an unsere Vision glaubten.  Alle im Team waren hoch motiviert von der Idee, ethischer einkaufen zu können und die Kraft des Einzelnen zu nutzen, um eine bessere Welt zu erschaffen. Die Crowdfunding-Kampagne erwies sich als ein wichtiger erster Schritt, der bestätigte, dass sich auch andere Menschen um genau dieses Thema bemühten.

Als ich an Bord kam, konzentrierten wir uns sehr darauf, den besten Weg für eine globale Lösung zu finden. Es handelt sich schließlich um globales Problem und je mehr Menschen wir an Bord bringen, desto mehr Unternehmen können wir umerziehen, um nachhaltiger und fairer zu sein. Das ist unser oberstes Ziel. Meine Rolle und mein Fokus, als ich vor nunmehr fast 18 Monaten dazugestoßen bin, waren daher vor allem auf unsere Strategie zur Expansion in andere Märkte ausgerichtet. Wir haben viel geforscht und dann beschlossen, in den USA als nächstem großen Markt zu starten. Es ist ein riesiger Markt und hat daher einen großen Einfluss. Auch in den USA haben wir das Potenzial unseres Unternehmens mit einer Crowdfunding-Kampagne getestet. Es hat sich erneut als erfolgreich herausgestellt. Die Kampagne hat uns bestätigt, dass die amerikanischen Verbraucher ebenso wie die australischen Verbraucher – und wir glauben auch europäische Verbraucher – eine Shopping-Lösung wünschen, die ihren Werten entspricht, aber ihnen bislang der Zugang zu diesen Informationen fehlt. Und genau hier setzt Good on You an und hilft ihnen dabei.

Was war für dich als Gründerin eine erste Herausforderung?

Sandra: Es ist eine Herausforderung, die wir noch immer haben. Ich habe immer das Gefühl, dass wir nie genug Zeit und Ressourcen haben, um die Dinge so zu tun, wie wir sie uns wirklich wünschen. Ich komme aus dem Unternehmenssektor, und dieser Sektor hat enorme Ressourcen, die einem zur Verfügung stehen. Als Gründerin ist mir jetzt so richtig bewusst geworden, als wie selbstverständlich man diese Ressourcen im Konzern ansieht.

Für uns als Start-Up hingegen ist es eine tägliche Herausforderung, nicht genug Zeit und Geld zu haben, um all die Dinge zu tun, die wir tun wollen. Aber nicht nur das, es ist vor allem auch eine Art moralische Herausforderung: Es ist schlichtweg nicht fair, dass Organisationen, die sich auf nachhaltige und soziale Themen konzentrieren – egal ob es sich nun um gemeinnützige Start-Ups oder gemeinnützige soziale Unternehmen handelt – ständig um Finanzierung oder den Zugang zu Kapital oder Ressourcen kämpfen, die dringend nötig wären, um ihre Visionen zu verwirklichen.  Das war und ist für uns nach wie vor eine echte Herausforderung.

Was tut ihr, um diese Herausforderung zu überwinden?

Sandra: Wir konzentrieren uns auf den Aufbau eines nachhaltigen Geschäftsmodells, weil uns das letztendlich dabei hilft, unseren sozialen Auftrag zu erfüllen. Und es bedeutet, dass wir uns finanziell stützen können, aber auch die richtige Art von Kapital anziehen können, um wirklich exponentiell wachsen zu können.

Du erwähntest vorhin, dass ihr zunächst durch Crowdfunding Geld gesammelt habt. Nun seid ihr ja in einem sozialen Umfeld tätig – hast du das Gefühl, dass mehr Geld in Start-Ups mit sozialem Hintergrund investiert wird oder erlebt ihr von Seiten der Investoren eher Zurückhaltung?

Sandra: Ich kann durchaus aus australischer Sicht sprechen: Es gibt eine wachsende Bewegung in Richtung nachhaltiger Investitionen. Und oberflächlich betrachtet wirkt dies wie eine große Chance für Start-Ups wie unseres. Start-ups, die auf der Suche nach Investoren sind, die ebenfalls von einer nachhaltigen oder sozialen Mission getrieben werden. Tatsächlich aber erwarten diese Investoren immer noch die gleichen Konditionen und Renditen, die jeder andere Investor erwartet. Und manchmal fügen Investoren im sozialen Umfeld tatsächlich noch eine weitere Ebene an Erwartung und Komplexität hinzu, indem sie zudem eine Möglichkeit suchen und einfordern, soziale Renditen zu messen. Das kann sehr verwirrend sein – auf der einen Seite ist es toll, dass sich Investoren verstärkt um soziale Belange kümmern und Investitionen aus sozialer Perspektive tätigen.  Aus unserer Erfahrung im australischen Kontext hat dies jedoch nicht dazu geführt, dass sich der Cash-Flow in Start-ups mit sozialen Hintergrund erhöht hat.

Wie haben deine Freunde und Ihre Familie darauf reagiert, als du ihnen mitgeteilt hast, dass du ein Unternehmen gründen wirst?

Sandra: Jeder hat ja sowieso immer eine Meinung. Bei mir zeigte sich das schon früher in meiner Karriere, als ich in einen weniger traditionellen Unternehmensbereich der Corporate Social Responsibility gewechselt habe. Damals haben viele Führungskräfte in meinem Umfeld meine Absichten infrage gestellt. Sie erklärten mir, dass ich in eine Nische innerhalb des Unternehmens wechselte und damit meine Chancen, die Karriereleiter hochzuklettern, stark einschränkte und gleichzeitig meiner Karriere schaden zufügte. Ich schätze, dieses Feedback von anderen Leuten zu hören, hat mich zweifeln lassen, ob es der richtige Schritt war. Aber letztendlich wusste ich, was das Richtige für mich war. Wenn du etwas findest, das dich wirklich und leidenschaftlich antreibt, dann ist es das, was du verfolgen musst. Es geht nicht darum, einen vorher bestimmten Karriereweg zu verfolgen, den andere Leute für den richtigen halten.

Und nun, 18 Monate später, war beziehungsweise ist es immer noch eine gute Idee?

Sandra: Auf jeden Fall. Ich denke, dass es die beste Entscheidung für mich war, Teil des Good on You Teams zu werden und diesen Schritt in meiner Karriere zu gehen. So wie auch schon vor einigen Jahren, als ich mich entschieden habe, mich von einer eher traditionellen Karriere im Bankwesen abzuwenden und stattdessen auf den Bereich Corporate Social Responsibility zu konzentrieren. Das war damals auch die beste Entscheidung. Noch heute stellen verschiedene Menschen meine Entscheidung in Frage, aber diejenigen, die mich am besten kennen – meine Freunde und Familie –  verstehen, dass dies ein wichtiger Schritt war. Sie sehen auch, dass ich das Glück habe, etwas tun zu können, was mir wirklich wichtig ist.

Wer inspiriert dich persönlich?

Sandra: Ich denke, viele Leute inspirieren mich auf verschiedene Weise. Es hat eine Menge Frauen in meinem Leben gegeben, die mich auf meinem Weg inspiriert haben. Angefangen mit meiner Familie: Ich bin eine von drei Töchtern und ich habe zwei ältere Schwestern, zu denen ich immer aufgeschaut habe. Und ich habe eine erstaunliche Mutter, die es nicht immer leicht hatte, aber immer für uns gesorgt hat und uns dabei unterstützt hat, gute Menschen zu werden.

Ich hatte auch schon früh in meiner Karriere das Glück, dass ich Menschen begegnet bin, Männer und Frauen, die mich wirklich beeindruckten und mir auf verschiedene Weise zeigten, wie eine gute Führungspersönlichkeit aussehen könnte. Sie inspirierten mich auch immer wieder, mich selbst herauszufordern und mich aus meiner Komfortzone zu wagen, Neues auszuprobieren und auf keinen Fall still zu stehen.

Und dann gibt es natürlich immer wieder Menschen in Wirtschaft und Politik, die mich inspirieren, aber ich hatte nie dieses eine besondere Vorbild, zu dem ich immer wieder aufblicke.  Erst kürzlich hat mich Julia Gillard, die erste Premierministerin Australiens, wirklich beeindruckt, denn sie musste sich vielen Widrigkeiten stellen. Zunächst, um überhaupt in diese Position zu kommen und dann aber auch diese Position zu halten.  Anstatt ihre Zeit darauf zu verwenden, diese Macht aufrechtzuerhalten, nutzte sie ihre Zeit, um wirklich wichtige Themen für unser Land, vor allem im Bereich der Bildung, aber auch Gleichstellung von Männern und Frauen, voranzutreiben. Das hat mich wirklich beeindruckt und ich bewundere sie dafür.

Willst du selbst ein Vorbild für andere Frauen sein? Was wäre deine Botschaft für jüngere Frauen als Vorbild?

Sandra: Ich schätze, ich hatte nie den Ehrgeiz, ein Vorbild für andere zu sein, aber ich hoffe, dass ich durch meine Taten ein Vorbild sein kann. Meine Botschaft wäre: Habe mehr Vertrauen in dich selbst. Folge dem Pfad, von dem du weißt, dass er für dich richtig ist, und nicht dem, den andere Menschen als richtig für dich sehen.

Was kommt als nächstes bei Good on You?

Sandra: Wir sind auf Wachstum ausgerichtet. Wir wollen mehr Marken bewerten und aufzeigen, wie sie die Welt beeinflussen, damit mehr Käufer diese Informationen nutzen können, um Entscheidungen zu treffen, die ihren Werten entsprechen. Wir möchten alle Branchen – angefangen bei der Modeindustrie – dazu bewegen, besser, nachhaltiger und fairer zu werden. Um dieses Wachstum zu erreichen, ist ein großer Teil unseres Bestrebens, die richtigen Investoren anzuziehen, die uns dabei unterstützen, unsere Wachstumspläne zu erfüllen, mehr Marken zu bewerten und mehr Verbraucher in mehr Märkten auf der ganzen Welt zu erreichen.

Und eine letzte Frage. Wie nachhaltig ist denn dein Kleiderschrank?

Sandra: Bei Good On You sprechen wir oft von Ethik oder Nachhaltigkeit, was für jeden Menschen etwas anderes bedeutet. Ich denke, dass ich mich sehr für eine nachhaltige Garderobe engagiere. Ich nutze auch selbst regelmäßig unsere App, um neue Marken zu entdecken, die meinen Werten entsprechen. Ich bin auch immer wieder zuversichtlich, was die Anzahl der Marken angeht, die ich entdecke und die sich auf Nachhaltigkeit und Ethik konzentrieren. Aber es ist definitiv ein laufender Prozess. Nachhaltig zu sein oder zu leben bedeutet auch, Dinge nicht einfach wegzuwerfen, sondern sie zu pflegen und zu schätzen. Mein Ansatz von Nachhaltigkeit ist, weniger Qualitätsstücke von Marken zu haben, die dafür aber eine wirklich großartige Geschichte zu erzählen haben.

Das Interview führte Christina Richter von FIELFALT, der Community und Blogzeitschrift für Frauenförderung. FIELFALT möchte Frauen ermutigen, ihre Komfortzonen zu verlassen, um etwas zu wagen und ihre Ziele und Träume zu verwirklichen.