Wie weiblich wird die Zukunft der Medien?

Wie weiblich wird die Zukunft der Medien?

Beim Journalisten-Salon im Vodafone Institut diskutierten Journalistinnen und Gründerinnen darüber, wie sie in den Medien dargestellt werden. Deren Rolle ist teilweise kurios.

»Wird die Zukunft weiblicher? Gründerinnen in den Medien und als Medienakteurinnen« war das Thema des  Journalisten-Salons am 24.10.2017 beim gastgebenden Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation.

Tabea Grzeszyk, Paul Wolter, Teresa Sickert, Jana Tepe und Tina Groll (Credit: Vodafone Institute)
Tabea Grzeszyk, Paul Wolter, Teresa Sickert, Jana Tepe und Tina Groll (Credit: Vodafone Institute)

Das Problem ist vielschichtig. Laut dem Deutschen Start up Monitor 2016 ist die Szene der jungen Unternehmereine männliche. So lag im letzten Jahr der Anteil der Gründerinnen bei knapp 14 Prozent. Bekannte Probleme wie mangelnde Kinderbetreuung oder soziale Absicherung sind im digitalen Zeitalter emanzipierter Eltern obsolet. Arbeitszeiten und -orte sind für Gründerinnen fließend. Moderne multilaterale Projektteams werden ohne männlich geprägte Führungsstrukturen geführt. Und dennoch, Männer-Runden mit entsprechender Geschlechterrollenverteilung und spezifischen Kommunikations- und Selbstdarstellungsformen erschweren es sogar Gründerinnen, wahr- und angenommen zu werden. Das Problem ist nicht neu, aber in der innovativen, weltoffenen, digital getriebenen Gründer-Area auf den ersten Blick verwunderlich.

Die Medienakteurinnen und Gründerinnen Tina Groll, Tabea Grzeszyk und Jana Tepe tauschten mit der Moderatorin und Journalistin Teresa Sickert ihre Erfahrungen aus. Paul Wolter, Repräsentant und Kommunikationsreferent beim Bundesverband Deutsche Startups e.V., unterstützte die Gründeridee, zumal fernab von Diskriminierung. Nach öffentlicher Meinung kann der Grund für eine weibliche Gründungsidee nur einer sein: „Schwanger!“ Unglaublich, dass SIE – obwohl unglücklich in Festanstellung – sich selbst verwirklicht, zumal mit einer Gründungsidee.

Kurios dabei ist die Rolle der Medien. Gründerinnen finden, trotz steigender Berichterstattung über Gründungen, kaum Raum. Frauenthemen sind noch immer Lifestyle-Themen. Für die Themenauswahl verantwortliche Chefredakteure sind männlich, die Frau in Führungsposition trägt High Heels oder/und Hosenanzug. Gründerinnen-Themen? Fehlanzeige!

Alice Steinbrück (Credit: Henrik Andree/meko factory)

Die Anwesenden suchten Auswege. Jana Tepe forderte mehr weibliche Vorbilder in der Öffentlichkeit. Auch Tina Groll möchte Frauen mehr sichtbar machen und das Denken mittels geschlechtergerechter Sprache ändern. Tabea Grzeszyk setzte der Vorbildrolle nach außen die Bedeutung von internen Frauen-Netzwerken entgegen und forderte eine Veränderung der Images: Sind arbeitende Mütter Rabenmütter, übernehmen arbeitende Väter Verantwortung für die Familie. Eine Strategie ist zudem vonnöten, um weibliche Gründungsabsichten zu unterstützen.

Sind die aufgezeigten Wege für eine weibliche Zukunft verschieden, so gibt es Einigkeit: Von Medienakteuren und Medienakteurinnen muss Verantwortung übernommen werden, um Gründerinnen, auch und insbesondere von Medienprojekten, zu unterstützen und zu fördern.

Podiumsteilnehmer/innen waren:

Tina Groll, Redakteurin bei ZEIT ONLINE in Berlin im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, war zuständig für das Ressort »Karriere«. Gemeinsam mit Sabine Hockling bloggt sie unter diechefin.net über Frauen und Karriere, den Wandel der Arbeitswelt und soziale Gerechtigkeit.

Paul Wolter, Referent Kommunikation und PR beim Bundesverband Deutsche Startups e.V. (BVDS), ist Stimme der Start-ups in Deutschland.

Paul Wolter, Tabea Grzeszyk, Jana Tepe, Tina Groll und  Teresa Sickert (Credit: Henrik Andree / meko factory)

Tabea Grzeszyk, freie Journalistin in Berlin, vor allem für den Hörfunk, gründete mit Tamara Anthony und Sandra Zistl die Journalistenplattform hostwriter.org. Seit 2014 gehört sie zu den Herausgebern von VOCER, einem unabhängigen Debattenforum und Think Tank zur Medienkritik.

Jana Tepe, Gründerin und CEO von Tandemploy, das eine Job-Sharing Plattform bietet. Das Ziel des Startups ist es, mehr Angebote für Teilzeitstellen in Deutschland zu schaffen – besonders in den höher qualifizierten Bereichen.

Moderation: Teresa Sickert, freie Journalistin u. a. Fritz, Deutschlandfunk und SPIEGEL ONLINE

Der Journalisten-Salon und Journalisten-Werkstatt ist eine Veranstaltungsreihe von #mekolab – Werkstatt für Medienkompetenz in Zusammenarbeit mit taz.dietageszeitung und DJV Berlin.

Dieser Artikel ist von Christiane Krüger vom Deutschen Journalisten-Verband Berlin e.V. verfasst worden. Der DJV Berlin ist die Solidargemeinschaft, der Berufsverband und die Gewerkschaft der Berliner Journalistinnen und Journalisten der deutschen Hauptstadt.